MURTALER ZEITZEUGEN



Zeitzeuge: Anna Klaftenegger, Kobenz



Anna Klaftenegger, geboren 1933:



Anna Klaftenegger geborene Schneeflock, kam im Jahr 1933 als zweites Kind eines Webermeisters zur Welt. Die Mutter stammte aus St. Marein, war eine Bauern-Tochter und hat nach Kobenz geheiratet. Der Vater stammte aus Miesenbach bei Birkfeld und hatte 12 Geschwister. Die Großmutter war in Frau Klafteneggers Augen eine wirklich tolle Frau. Sie schickte ihren vierten Sohn, also Frau Klafteneggers Vater nach Niederösterreich, um das Weber-Handwerk zu erlernen.
Der Vater musste bereits mit fast 18 Jahren Einrücken und nach Südtirol in die Schlacht ziehen. Von den Isonzoschlachten hat er alle Schlachten miterlebt. Zu Kriegsende wurde der Vater gefangen genommen und wurde nach Albanien verlegt. In Albanien musste er Straßen pflastern, wo ihn auch die Malaria-Fliege erwischte. Malaria war zur damaligen Zeit ein Totesurteil. Er schaffte es zurück nach Österreich und mit einer frühzeitigen Entlassung zurück zu seiner Familie. Er versuchte als Webermeister in der Region Fuß zu fassen. Frau Klaftenegger erzählte von der sogenannten Störarbeit ihres Vaters und der Weberei.

Das Geschäft funktionierte damals sehr gut, wobei es nicht einfach war das benötigte Flax zu besorgen, da die Nachfrage so groß war und der Weg zur Produktionsstätte schwer zu erreichen. Als sein damaliger Chef bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, hatte der Vater von Frau Klaftenegger die Möglichkeit das Gewerbe selbst anzumelden. Seither lebte die Familie in Kobenz und er konnte die Weberei übernehmen. 1924 war er der einzige in der Gemeinde, der sich ein Fahrrad leisten konnte und auch eine Haarschneide-Maschine hatte. 4 Jahre hat er gearbeitet, bis ihm das Haus in dem er arbeitete, damals ein Parteienhaus, angeboten wurde.

1926 folgte die Hochzeit der Eltern, 1927 die Geburt der Schwester. Zu dieser Zeit wurde das Haus mit Strom versehen und die Familie leistete sich 4 Glühbirnen. Während der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren herrschte eine schwere Zeit, in welcher der Vater zusätzliche Tätigkeiten leisten musste, da in der Bevölkerung kein Geld für den Leinenkauf vorhanden war. Frau Klaftenegger erinnert sich an eine schöne unbeschwerte Kindheit. Sie erzählte vom Mandlkalender und dessen Bedeutung, den sie liebend gerne mit dem Vater gelesen hatte und sich daher sehr gut an Bedeutungen und Geschichten erinnern kann.
Wie die Geschichten der Heiligen, des Eustachio und Hieronymus. In ihrer Jugendzeit herrschte der Kriegsbeginn und der Vater musste nach Polen Einrücken. Mit dem Krieg war alles anders, 1938 erlebte sie den Anschluss hautnah mit. Alle Männer rückten ein und die Frauen blieben in der Heimat. Ihre Lehrerinnen gaben ihr den Spitzname Flockerl, der blieb ihr Leben lang. Eine Lehrerin sagte zu ihr, gehe in die sogenannte Entenschule, Frau Klaftenegger hätte das Zeuge dazu Lehrerin zu sein.

Frau Klaftenegger hatte jedoch schon einen Lehrplatz um Schneiderin zu werden. Die Verbundenheit mit der Gemeinde Kobenz kommt durch die Weberei, die Singgemeinschaft, damals bei der Jungschar als Leiterin, sie ist sehr stolz auf die Gemeinde.

Zu ihrem 80. Geburtstag schrieb Frau Klaftenegger ein Buch, mit einer Leseprobe beendete sie das Gespräch.



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