MURTALER ZEITZEUGEN



Zeitzeugin: Eva Ederer, Obdach / Teil 1



Eva Ederer, geboren 1943:



Eva Ederer kam 1943 in Judenburg im Spital, unter Kriegsumständen auf die Welt. Ihrer Meinung nach wurde sie unter Einfluss von Cognac geboren, da damals kein Anästhetikum verfügbar war.
Seit ihrer Geburt lebt sie in der Gemeinde Obdach. Im Alter von 10 Jahren kam sie zu den Ursulinen nach Graz, wo sie 8 Jahre in der Schule verbrachte. Streng war die Erziehung im Internat der Ursulinen, aber dafür habe sie viel gelernt und für ihr Leben mitnehmen können, so Ederer. Danach folgte ein 1-jähriges Biologiestudium.

Als ihre Mutter krank wurde, musste sie 1 Jahr im Gastgewerbe aushelfen. Nach einem mit Auszeichnung bestandenen Abiturientenkurs, kam sie wieder nach Obdach, um hier Arbeit als Lehrerin zu suchen. An der Volkschule Obdach durfte sie ihre erste Schulklasse unterrichten, darin befanden sich 56 Mädchen, mit vielen davon ist sie bis heute befreundet. Ihre Kindheit in Obdach beschreibt Sie als wunderbar, es gab viele Kinder in ihrem Alter, es kannte jeder, jeden.

Die Väter der meisten Kinder waren im Krieg, deshalb mussten sich die Kinder selbst beschäftigen, eine richtige Bande war das, laut Ederer. Gerne erinnert sie sich an einen Jungen aus Wien der ein Grammophon hatte, damals eine Sensation, und eine willkommene Abwechslung, da es sonst nicht vieles gab. Ganz genau erinnert sich Frau Ederer an ihre erste Schachtel Schokolade, die sie von einem Amerikaner bekam, der die Schachtel von seinem Jeep herunterwarf. Sie mochte den Geschmack nicht, weil sie ihn nicht kannte, deshalb spuckte sie die Schokolade aus und aß nur die Rosinen die darin waren.

In ihrer späteren Jugendzeit verbrachte sie viel Zeit mit Lesen, denn Fernseher gab es noch nicht viele. Das erste Mal Fernsehen sah sie als Leopold Figl den Staatsvertrag verkündete. In ihrer Laufbahn als Lehrerin wurde sie öfter versetzt, was ihr sehr gut gefiel, besonders als sie von Obdach nach St. Georgen kam. Sie musste in einem Stall unterrichten, es gab nicht einmal eine schwarze Tafel, sondern eine weiße worauf mit Buntstiften geschrieben wurde.
Später kam sie durch einen Zufall wieder nach Obdach in die Hauptschule zum Unterrichten. Früher hatte man nur das Hirn, viele technische Dinge zur Unterstützung gab es nicht. Während ihrer Zeit als Lehrerin, war sie auch weiter im Gastgewerbe tätig, was für die Obdacherin überhaupt kein Problem darstellte.

22 Gasthäuser gab es damals in Obdach, man traf sich zum Ratschen, das war und ist heute noch wichtig für die Psychohygiene. Heute hat jeder ein Handy in der Hand, das ersetzt leider meistens das Wirtshaus. Die Zukunft sieht Eva Ederer durchaus kritisch, alles ändert sich, alles ist im Wandel, besonders die künstliche Intelligenz, die Generation Tik Tok und Fake News machen ihr große Sorgen.


Zeitzeugin: Eva Ederer, Obdach / Teil 2



Eva Ederer, Teil 2:



Im zweiten Teil des Zeitzeugengesprächs mit Frau Eva Ederer, erzählt sie genauer von ihrer Zeit im Gastgewerbe, dem Tourismus, von ihren Großeltern und vom Groggerhof in Obdach, welchen es bis heute gibt. 2002 wurde sie zur Wirtin des Jahres gekürt, bei der Auszeichnung die im Grazer Kongress stattfand sollte sie ein Lied vortragen, ihr viel jedoch nur das sogenannte Erdäpfellied ein, dass sorgte jedoch für unglaubliche Unterhaltung meinte Frau Ederer.

Weiter erzählt sie von der Tradition des Leihkaufs und wie sie dadurch auf die Idee zum Feiern des Bauernsilvesters kam, der von ihr erfunden wurde. Mittlerweile ist Bauernsilvester in der ganzen Steiermark ein Begriff und wird weiter über die Grenzen von Obdach und des Murtals gefeiert. Im Bereich Tourismus hat sich Eva Ederer zusammen mit ihrem guten Freund und Gastronomen Johann Grillitsch stark engagiert.
Beide haben über 25 Jahre lang geholfen die touristische Entwicklung der Region Obdach voranzutreiben. So hat sich zum Beispiel aus einem Biergartenfest das Obdacher Marktfest entwickelt.

Obdach - das gibt es nur einmal auf der Welt! Für Frau Ederer ist Obdach wie eine eigene Republik, mit eigener Sprache und Leuten. Es war auch eine Zeit lang das Obdach für Renn-Piloten, denn 75% der Rennfahrer hatten damals in Obdach ihre Unterkünfte, während der großen Rennen am Österreich-Ring. Die Rennfahrer und deren Familien wurden von ihr versorgt, die meisten davon waren Franzosen wie der Rennfahrer Jacques Laffite. Frau Ederer erzählt auch davon, welche große Bedeutung Didi Mateschitz für die Region und den Ring hat, ihr ist sehr bewusst, ohne ihn würde heute vieles anders aussehen.

Die erste Planung zur Idee der damaligen Umfahrung in Obdach, ist Eva Ederer auch sehr gut in Erinnerung geblieben, hier hat sie maßgeblich dazu beigetragen, dass es durch eine Bürgerinitiative neu bedacht wurde und zu einer Umplanung kam. Zahlreiche Persönlichkeiten durfte Eva Ederer in ihrer Zeit in Obdach kennenlernen, viele bekannte und fähige Persönlichkeiten kamen aus Obdach und viele zog es auch hier her wieder zurück.

Wie es mit ihrer Verbundenheit zu Obdach aussieht, auf diese Frage von Bürgermeister Bacher antwortet sie kurz und knapp, ich bin und bleib a Obdacherin, mehr Worte bedarf es nicht.

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