MURTALER ZEITZEUGEN



Zeitzeuge: Willibald Lippi



Willibald Lippi, geboren 1930:



Willibald Lippi ist 1930 in St. Georgen in Kärnten geboren, dort ist er auch in seiner Kindheit, gemeinsam mit seinen Eltern aufgewachsen. Er erzählte über die Wohnverhältnisse in einer sehr kleinen Wohnung. In einem Schuppen hielt die Familie eine „Goaß“, also eine Ziege. Sein Vater war ausgesteuert das bedeutete, dass seine Versicherungsleistungen beendet waren.

Im Jahr 1937 hat sein Vater noch gearbeitet und 1938 hat die Familie ein Haus gepachtet. Herr Lippi erzählte, dass man nach dem Krieg in Jugoslawien einkaufen gehen konnte. Er erzählte wie man damals Bier einkaufen konnte, vor dem Krieg mit Pump-Technik und ab dem Krieg konnte man dann Bier mit Kohlensäure kaufen. Er kann sich noch an den Fahrkartenverkauf, die Zugverbindungen für Arbeiter, Beamt und Schüler erinnern und wie man damit auch die Milch transportierte. Die Volksschule besuchte er in St. Paul und den Weg den er täglich zu Fuß hinlegte. Die Straßenwärter hießen damals Wegwärter und die luden die Steine in einen Schubkarren. Er kann sich noch an seine erste Lehrerin erinnern, die doch auch sehr streng sein konnte und bei falschem Verhalten mit dem Stab auf die Finger der Schüler schlug. Schulbücher erhielt man von der Schule und in der ersten Klasse lernte man das Alphabet.

1938 kann er sich noch erinnern, wurden alle Schulbücher verbrennt, warum das gemacht wurde weiß er nicht. Damals wurde der Stift konfisziert, um dort die sogenannten Napola zu unterrichten, die Elite-Schüler von der NSDAP (der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei), und die Messen mussten in einer anderen Kirche stattfinden. Die Hauptschule besuchte Herr Lippi in St. Andre, 1944 wurde die Hauptschule dann zum Lazarett und seine Klasse wurde zum Teil in Volksschule und einem Gasthaus untergebracht. Damals gab es sehr viele Fliegerangriffe von den Tieffliegern und er wusste genau wie gefährlich diese waren. 1945 hat er sein Hauptschul-Zeugnis am Sportplatz in St. Andre erhalten.
Nach der Hauptschule wollte er die HTL besuchen, jedoch keine Chance einen Platz zu erhalten. 1946 startete er mit der Bau-Lehre, dann besuchte er die Bauakademie. Herr Lippi erzählte, dass er damals einen Grund (mit einem Schilling Wert pro Quadratmeter) kaufte, worauf er eine Baracke baute. Seine Frau lernte er in Graz kennen, dorthin kam er mit einem Motorrad. Als junger Mann war Lippi begeisterter Sozialist und half seinem Vater bei seinen sozialistischen Aktivitäten. Er arbeitete dann bei großen Baufirmen, für Lawinenverbauungen und wurde 1956 von der deutschen Bahn abgeworben.

Herr Lippi arbeitete an sehr großen Projekten, eine Herausforderung durch die neue Elektrizität im Bahnbereich. In seiner leitenden Funktion war er für Nivellierungen und Begradigungen der Zugstrecken verantwortlich und erzählt von den Baufortschritten. Es folgte eine Baustelle in Knittelfeld und ein Posten in Leoben, sowie eine neu Art der Gleiserhaltung, mit welcher man von 60 Metern auf 2,5 Kilometer pro Tag viel effizienter wurde. Eine Arbeitswoche hatte um die 50 Stunden und pro Jahr hatte er etwa 100 Überstunden.

Seine Frau siedelte aus Graz zu ihm nach St. Andre und dann kamen beide durch die Arbeit bei der Bahn nach Judenburg. Erst hatten sie in Zeltweg eine Wohnung mit 8 Quadratmetern und dann hatten sie in St. Lorenzen ein Haus. Seine Frau hat sich ein Geschäft in Judenburg genommen, ein Ledergeschäft und so kamen sie in die Gemeinde Judenburg und leben bis heute hier.



Zeitzeugen:

A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
W
X
Y
Z